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Astrid Nischkauer
Armut überwinden. Eine Graphic Novel zur Geschichte der Volkshilfe.

Aus Anlass von 75 Jahren Volkshilfe und 100 Jahren Societas erschien 2022 im echomedia Buchverlag die Graphic Novel „Armut Überwinden. Die Geschichte der Volkshilfe“. Sie basiert auf dem Sachbuch „Aus Widerstand und Solidarität. Vorgeschichte und Gründung der Volkshilfe.“ von Alexander Emanuely. Die Graphic Novel entstand aus einer kongenialen Zusammenarbeit vieler Beteiligter: Harald Havas zeichnet für Szenario und Text verantwortlich, Nina Dietrich und Bettina Egger für die Illustrationen und William Augel und Nina Dietrich für die Farben. Es wurde ganz bewusst nach zwei Illustratorinnen gesucht, da auch für die Geschichte der Societas und der Volkshilfe Frauen maßgeblich waren.
Die Graphic Novel vermittelt viel historisches Wissen und geht zurück bis in die Monarchie, wo einfache Fabriksarbeiter ausgebeutet wurden und katastrophale Lebensbedingungen für die Arbeiterschaft herrschten. 1893 kam es dann zum ersten Frauenstreik der Weißwarenarbeiterinnen. Im Rückblick geht es dann weiter – Erster Weltkrieg, Ständestaat, Zweiter Weltkrieg. Und zwar jeweils immer in Form eines allgemeinen historischen Rückblicks, sowie eines persönlichen auf das Leben der erzählenden Leopoldine Cerny. Rahmenhandlung, aus der heraus der historische Rückblick getätigt wird, ist ein Interview des jungen Journalisten Erwin Wiesinger von der Arbeiterzeitung mit Leopoldine Cerny, einer Krankenschwester, die sich bereits als junges Mädchen für die Societas engagiert hatte, und dies auch zu Zeiten des Ständestaates und selbst noch während des Zweiten Weltkrieges im Untergrund tat. Geführt wird das Interview im Stiegenhaus des Wiener Rathauses am 21. März 1947, direkt im Anschluss an die Gründung der Volkshilfe. Mit Leopoldine Cerny wurde bewusst eine „Nebenfigur der Geschichte“ als Hauptfigur gewählt, eine Frau aus einfachen Verhältnissen, die sich ihr Leben lang sozial engagierte, aber nicht in die Politik ging oder leitende Funktionen innehatte, wie Marie Bock, Amalie Seidel, Amalie Pölzer und Leopoldine Glöckel. Diese vier quasi „Gründungsmütter“ der Societas werden jeweils auf einer Seite vorgestellt und portraitiert.
Die beiden Erzählstränge, der historische Rückblick und die Erzählgegenwart von 1947, sind zwar ineinander verschränkt, aber dennoch farblich und graphisch klar voneinander zu unterscheiden da jede der beiden Illustratorinnen eine der Zeitebenen übernommen hat. Was eigentlich eine Notlösung gewesen war, um die Graphic Novel rechtzeitig zum Jubiläum unter großem Zeitdruck fertig zu bekommen, stellte sich dann als optimale Lösung heraus: „Armut überwinden“ ist optisch sehr ansprechend und überzeugend, vermittelt sehr viel historisches Hintergrundwissen sowie sehr kompakt die Grundüberzeugungen und –haltungen der Volkshilfe, und ist dabei zugleich auch sehr abwechslungsreich und unterhaltsam.
Wichtig und lesenswert ist „Armut überwinden“ nicht zuletzt auch aus feministischer Perspektive heraus. Denn die Geschichte der Societas und der Volkshilfe wurde vorwiegend und maßgeblich von Frauen geschrieben. Die Graphic Novel lässt sich damit auch als wichtiger Schritt lesen, die Leistungen und das unermüdliche soziale Engagement einer Marie Bock, Amalie Seidel, Amalie Pölzer, Leopoldine Glöckel und zahlloser weiterer starker Frauen wieder mehr ins Bewusstsein der Allgemeinheit zu rücken.

Armut überwinden. Die Geschichte der Volkshilfe. Szenario und Text: Harald Havas. Illustrationen: Nina Dietrich und Bettina Egger. Farben: William Augel und Nina Dietrich. Basierend auf dem Sachbuch „Aus Widerstand und Solidarität“ von Dr. Alexander Emanuely. Wien: echomedia 2022. 48 S. Euro 24,90