VORSCHAU
- Regina Hilber: Am Rande. Zwischenaufnahmen aus der Mitte Europas. Essays
- Irene Goldin Spiegel: Gegen den Faschismus kämpfen. Spanien und Frankreich 1937-1947. Erinnerungen. (Reihe: anders erinnern)
- Konstantin Kaiser: Im Dickicht. Antisemitismus und Kultur. Essays
Regina Hilber: Am Rande. Zwischenaufnahmen aus der Mitte Europas. Essays
230 Seiten, teilw. bebildert, ISBN 978-3-903522-19-0, Euro 24,00
Der sprachlich wie kompositorisch beein-druckende Essayband vereinigt Regina Hilbers Exkursionen an die Ränder des östlichen und mittleren Europas, vor allem Orte, die einst hinter bzw. vor dem Eisernen Vorhang lagen. Ihre persönlichen Erkundungen verknüpft sie mit Recherchen zur jeweiligen Geschichte und den großen und kleineren (und in Vergessenheit geratenen) Töchtern und Söhnen dieser Grenzregionen. Vor allem im Kapitel über das ehemalige Galizien Lodomerien werden die Literaturen jener Epoche wieder lebendig.
Fünf Jahre lang bewegte sich die weltgereiste Autorin an den einst „großen“ Grenzstädten und erzählt in literarischen Essays von ihren Eindrücken. Ob Frankfurt/Oder an der deutsch/polnischen Grenze, dem einst multiethnischen Przemyśl an der ukrainischen Grenze, oder sog. Binnenrändern in Italien:
Regina Hilber verbindet Vergangenes mit der Gegenwart, ungeschönt, aber stets wachsam. Das politische Sensibilisierungsbarometer lässt sich auch an unterrepräsentierten Orten nicht abstellen. Man könnte von diesem Buch auch sagen, es versuche, Städte beschreibend, eine antifaschistische Perspektive wiederzuge-winnen. Ein Wiederaufleben der essayistischen Flaneurliteratur!
Irene Goldin Spiegel: Gegen den Faschismus kämpfen. Spanien und Frankreich 1937 – 1947. Erinnerungen.
Hg. und mit einem Vorwort von Konstantin Kaiser.
Aus dem Englischen von Robert Fallenstein
(Reihe: anders erinnern Band 12)
ca. 160 Seiten, ISBN 978-3-901602-69-6, Euro 21,00
Irene Spiegels Erinnerungen bestehen aus zwei großen Teilen: dem über den Kampf gegen den Faschismus in Spanien 1937-1939 und dem über ihre Widerstandstätigkeit und ihr Überleben in Frankreich 1939-1947. Sie zeugen vom außergewöhnlichen Mut dieser Frau, einer jüdischen Krankenschwester, die aus den USA nach Spanien ging, um im Sanitätsdienst der internationalen Brigaden für die Republik zu kämpfen. Gemeinsam mit ihrem Mann Harry Spiegel, Politkommissar eines Bataillons der Internationalen Brigaden, den sie kennenlernte als er verwundet in ihre Obhut kam, beteiligte sie sich an der antideutschen Arbeit der französischen Résistance. Ihre spät zu Papier gebrachten Erinnerungen sind ein Akt der Vergegenwärtigung, der sich gegen die Vorstellung richtet, dies alles gehöre einer längst abgeschlossenen, "abgekapselten" Vergangenheit an. Für Irene Goldin Spiegel sind der Spanische Bürgerkrieg und die Résistance keine abgelegenen Dörfer des Erinnerns oder vorübergehende Episoden sondern Metropolen menschlicher Geschichte.
Konstantin Kaiser: Im Dickicht. Antisemitismus und Kultur. Essays
ca. 192 Seiten, ISBN 978-3-903522-00-8, Euro 21,-
Dass an der Universität Wien kein Institut für Exilforschung existiert, befremdet niemanden. Und auch nicht, dass es kein Museum des Exils in Wien gibt. Wir gehen allzu sehr davon aus, dass Antisemitismus eine Wahnidee oder ein Vorurteil ist, dem mit Aufklärung abgeholfen werden kann. Wir übersehen, daß Antisemitismus eine Praxis ist, die auch scheinbar völlig unmotiviert zur Ausführung gelangt und oft keine Spuren persönlichen Ressentiments hinterlässt. Eine Praxis kann man aber ändern, wenn der Wille dazu da ist. Kaisers Essays versuchen fortwirkende Prozesse der Umwertung und Verdrängung in unserem geistigen Leben zu enträtseln und nehmen polemisch gegen Säulenheilige und Mystfikationen Stellung.
"Im Dickicht" ist der zweite Band aus Reihe "Aufkratzen", welche auf den seit 1975 geführten Logbüchern von Konstanin Kaiser beruht.